Was ist eine Seeanemone: Pflanze oder Tier?

Manche Tiere wie die Wachsrose (Anemonia sulcata) - eine Seeanemone - sehen aus wie Pflanzen. Die Wachsrose benimmt sich auch so. Sie ernährt sich wie eine Pflanze von Sonnenlicht, frisst Fleisch und bewegt sich kaum vom Fleck. Wie macht die das alles bloss?

Ist sie nun Pflanze oder Tier? Nur Pflanzen können sich ihre Nahrung durch Photosynthese selbst herstellen, Tiere konsumieren Nahrung. Die Seeanemonen sind eindeutig Tiere. Sie produzieren ihre Nahrung nicht selbst, sondern lassen sie durch Untermieter herstellen...

Die mehr als hundert klebrigen Tentakel der Wachsrose sind gefüllt mit einzelligen Algen. Diese produzieren wie andere Pflanzen auch durch Photosynthese Zucker und geben diesen auch an die Anemone ab, dafür haben sie im Inneren der Wachsrose ein sicheres Zuhause.

Durch Symbiose mit Algen gelangt die Seeanemone an den Zucker

Pflanze oder Tier?

Spezieller Futtererwerb

Wachsrosen leben in Europa im untiefen Küstenwasser, sie kommen jedoch sogar in Restwassertümpeln der Gezeitenzone vor. In der Oberfläche ihrer Tentakel sind Millionen winziger Nesselkapseln eingebaut, mit denen die Seeanemone bei Flut Planktontiere oder kleine Fische einfängt. Diese bleiben an den Tentakeln kleben und werden schnell gefressen. Bei Ebbe ist wenig Futter in den Tümpeln verfügbar und der Einsatz der Nesselzellen wird nutzlos. Die Anemone lebt dann von den Photosyntheseprodukten der Symbiosealgen. Pflanze oder Tier?

Die Wachsrose sonnt sich ihren Hunger einfach weg!

In den Fangarmen leben einzellige Symbiosealgen. Und dort liegen auch die starken Nesselzellen.

Zerrissen in zwei neue Hälften

Wachsrosen produzieren zur Fortpflanzung Eier und Spermien, die bei Flut ins Wasser abgegeben werden. Das machen die meisten anderen Meerestiere ebenso. Die Wachsrose kann es aber auch anders, nämlich asexuell. Sie spaltet ihren Körper dabei längs in zwei gleich grosse Teile, die - jeder für sich - weiterwachsen. Die Spaltung dauert manchmal nur wenige Minuten! Zuerst bildet sich im Inneren ein zweiter "Magen", dann teilt sich der Mund in zwei neue Öffnungen und am Schluss teilt sich auch der Rest des Körpers in zwei neue Hälften.

Die grünlich-bräunliche Färbung stammt von den einzelligen Symbiose-Algen