Im Meer gibt’s für Fische bei der Vermehrung grundsätzlich zwei Methoden. Methode eins benützen Mainstream-Meeresfische. Sie paaren sich nicht und haben deshalb keine innere Befruchtung der Eier. Männchen und Weibchen geben ihre Geschlechtsprodukte einfach ins freie Wasser ab. Das können Tausende bis Millionen Eier aufs Mal sein, die im freien Meer sich selbst überlassen sind. Die Eier entwickeln sich ohne Brutpflege zu winzigen Larven und treiben für Tage bis Wochen in den Strömungen. Dort ernähren sie sich von anderen Planktontieren oder werden selbst gefressen. Die Verluste sind immens. Von den mehreren Millionen Jungen einer Steinbuttdame müssen durchschnittlich nur zwei erwachsen werden. Die anderen sind Teil der Nahrungskette.
Haifischeier sind exzellente "Miniaquarien" für die Embryonen
Anders verhält es sich bei Haien oder Rochen. Die paaren sich, haben – wie wir – eine innere Befruchtung und gebären nach vielen Monaten der Schwangerschaft nur ganz wenige Kinder aufs Mal. «Wenig» ist relativ, denn zehn oder zwölf Junghaie pro Saison sind ganz typisch. Manche Arten legen auch Eier, die meistens sehr gross sind. Junge Haie und Rochen sind sofort nach der Geburt selbstständig, es gibt kein Larvenstadium.
Bei der Fortpflanzung im Riff stellt sich folgende Frage: Wie viel soll man in den Nachwuchs investieren, um möglichst viele Kinder in die nächste Generation zu bringen? Lässt man die zahlreichen Jungen unbeaufsichtigt, dann wird sicher der Grossteil gefressen. Macht man viel Brutpflege bei nur wenigen Jungen, dann haben diese zwar gute Überlebenschancen, aber man kann selbst nicht mehr auf Nahrungssuche gehen. Aufzucht ist aufwändig.
Im Korallenriff hat sich bei vielen Fischen die Brutpflege unterschiedlich stark durchgesetzt. Das dreidimensionale Korallenriff bietet sehr viele Versteckmöglichkeiten und viele verschiedene Nahrungsquellen. Besonders exotisch ist aufwändige Maulbrut der Kardinalbarsche.
Das Maul ist gerappelt voll mit Eiern oder frisch geschlüpften Jungfischen
Die Kleinen suchen sich schnell ein nettes Plätzchen zwischen den Fangarmen einer grossen Seeanemone.
Die Männchen übernehmen den Hauptanteil der Brutarbeit. Das Weibchen liefert die grossen und seltenen Eier und das Männchen die billigen, winzigen Spermien. Dann wendet sich das Blatt: Das Männchen verstaut die Eier sofort in seinem grossen Maul, sobald sie befruchtet sind, das Weibchen ist nach der Eiablage von allen Pflichten entbunden. Papa ist ein echter Maulheld. Je grösser sein Maul, desto mehr Eier passen rein und desto besser sind die Jungen geschützt. Wenn die Jungen nach wenigen Wochen aus ihren Eiern geschlüpft sind, bleiben sie oft noch einige Tage im Maul des Vaters, bis sie stark genug für das harte Leben sind. Die grössten Verluste durch Prädation werden so verhindert. Die Jungen des Banggai-Kardinalbarsches nutzen danach die langen Stacheln von Seeigeln und sogar die nesselnden Fangarme von Seeanemonen als Schutz vor Fressfeinden.
Extreme Bindung an die Seeanemone auch beim Anemonenfisch
Auch die berühmten Anemonenfische nutzen die Seeanemonen zur Brutpflege und kleben ihre Eier an Felsen just unterhalb der Anemonen. Dort sind sie perfekt geschützt. Klebende Eier gibt’s auch bei sehr vielen anderen Riffbarschen. So werden die Eier nicht fortgespült. Drückerfische bauen richtige Nester in den Bodengrund, die sie gegen Eindringlinge heftig verteidigen. Die meisten Fische des Korallenriffs treiben es jedoch traditionell: Sie stürmen aus dem Schutz des Korallenriffs in Richtung Wasseroberfläche und stossen dort ihre Geschlechtsprodukte aus, um gleich wieder in den Schutz des Riffes abzutauchen. Die Oberflächenströmungen tragen die befruchteten Eier dann ins offene Meer hinaus.
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