Du bist Bretagne-Anfänger? Du planst eine Reise ins Land der wilden Küsten? Dann lies den Artikel «Bretagne für Anfänger» mit einigen Tipps hier:
Die Bretagne liegt ganz im Nordwesten Frankreichs, etwas abgelegen, fern der Hektik der Haupstadt. Finis terrae – das Ende der Welt, oder eben auf Französisch «Finistère» heisst das westlichste der vier bretonischen Départements. Es liegt eigentlich schon im Atlantik. Die anderen drei auch. Die Bretagne ist fast ein Meeres-Land. Von drei Seiten vom Meer umschlossen, von oben benetzt von Regen… von unten gestützt von feuchter Erde, Granit und Urgestein.
Grosser Gezeitenstrand an der Nordküste
Um es vorweg zu nehmen: Die Bretagne ist in Sachen Urlaub nicht für jeden gleich gut geeignet. Ich habe ein paar Freunde, denen hats dort nicht besonders gefallen. Denn:
Dramatisches Licht am Ärmelkanal
« En Bretagne il fait beau – plusieurs fois par jour ! »
(In der Bretagne ist schönes Wetter – mehrmals am Tag)
Der Satz ist eigentlich eine grobe Ungerechtigkeit. Die Bretagne ist ein Schönwettergebiet! Jedenfalls wenn man das Klima mit der Schweiz nördlich der Alpen vergleicht. Klar, im Herbst und im Winter kann das Wetter bisweilen anstrengend sein, im Frühling auch. Dann gibt’s Nieselregen und Stürme. Manchmal zieht Nebel vom Meer auf. Aber vor allem das etwas harsche Wetter der kühleren Jahreszeiten zaubert traumhafte Lichtstimmungen in die Landschaft. Genau das gehört zur Bretagne, diese Dramatik, die starken leuchtenden Farben des Meeres, des Himmels und der Küstenvegetation vermitteln das «wahre bretonische Gefühl».
Bretagne für Anfänger, Tipp: Wer sich auf die Launen des Wetters einlässt, gelassen auf einen gelegentlichen Guss von oben reagiert und vielleicht sogar ein Freund von Regen und Wind ist, dem schenkt die Bretagne grandiose Landschaften, intensive Erlebnisse, tolles Essen und erfrischende Begegnungen im Urlaub.
Das ozeanische Klima der Bretagne ist an der Küste sehr mild, mit geringfügig höheren Temperaturen in der Südbretagne. Mehr über Klima und Wetter der Bretagne muss man nicht wissen… Man mag es oder man mag es nicht.
Strandgrasnelken gehören zur Küstenlandschaft der Bretagne
Die Bretagne nimmt 30 Prozent der französischen Küstenlinie ein. Insgesamt misst die Küstenlinie rund 1200 Kilometer – wenn man die vielen Buchten der zerklüfteten Küste nicht mit einrechnet. Sonst kommen wir schon auf 2700 Kilometer. Eine gewaltige Strecke ist das!
Rund um die Bretagne führt ein wunderschöner Küstenweg, man wandert immer direkt dem Meer entlang: Die «grande randonnée 34» – GR34 – muss man unbedingt gesehen und manche Teilstücke erwandert haben. Da lohnt sich das Wandern!
Die gesamte Bretagne misst 250 auf 150 Kilometer.
Es gibt rund 3.2 Millionen Bretonen.
Nirgends in der Bretagne ist man mehr als 80 Kilometer vom Meer entfernt. Das sagt schon alles!
Die Bretagne besteht aus vier Départements: Ille-et-Vilaine, Côtes d'Armor, Finistère und Morbihan. Hauptstadt ist nicht etwa Brest oder Nantes sondern Rennes. Aber das war nicht immer so: Das fünfte Département «Loire-Atlantique» (früher «Loire-inférieure») gehört zwar historisch zur Bretagne, es wurde aber 1941 mitsamt der bretonischen Hauptstadt Nantes verwaltungstechnisch von der Bretagne abgespalten. So sinds nun eben nur noch vier von fünf bretonischen Départements. Sehr zum Leid von vielen Bretonen…
Bei starken Tiden wird manche Hafenmole fast unter Wasser gesetzt
Die Gezeiten prägen das Leben an der Bretagne-Küste. Fischer, Austernzüchter und Urlauber müssen sich nach dem Rhythmus von Ebbe und Flut richten. Das immerwährende Heben und Senken des Meeresspiegels ist in der Bretagne ein ganz besonderes Erlebnis. Boote liegen bei Niedrigwasser im Schlick, und tanzen sechs Stunden später wieder auf den Wellen.
Die Gezeiten sind an der Bretagne-Küste nicht überall gleich stark. Die grössten Wasserstandsänderungen kommen an der Grenze zwischen Bretagne und Normandie in der Bucht des Mont-Saint-Michel vor. Hier steigen die Fluten bis zu 15 Meter hoch.
Nur in der Bay of Fundy in Kanada und gleich jenseits des Ärmelkanals in der Mündungsbucht des Severn bei Bristol gibt’s weltweit noch stärkere Gezeiten.
Weiter westlich im Ärmelkanal nehmen die Gezeitenhöhen kontinuierlich etwas ab, und in der Südbretagne sind sie zwar immer noch ausgeprägt, aber deutlich geringer.
Ein Gezeitenkalender ist natürlich immer sehr praktisch. So weiss man immer, ob der zu erwandernde Strand zu einer gegebenen Zeit wirklich noch ein Strand ist, oder ob er bereits in den Fluten verschwunden ist. Zu haben sind solche Gezeitentabellen z.B. in den Touristen-Informations-Zentren oder in Zeitschriften-Geschäften. Im Internet gibt es natürlich allerhand praktische Apps zu den Gezeiten.
Der Hafen von Erquy
In der Bretagne wird zwar grundsätzlich französisch gesprochen, es gibt aber noch zwei weitere Sprachen: Im Westen hört man manchmal bretonisch und um Saint-Brieuc ganz selten auch einmal «gallo».
Das Bretonische (bretonisch Brezhoneg) ist eine keltische Sprache. Es gehört wie das Walisische, das Kornische und das ausgestorbene kumbrisch zur Untergruppe der britannischen Sprachen.
Bretonisch ist die einzige moderne keltische Sprache, die auf dem europäischen Festland beheimatet ist. Ihr Verbreitungsgebiet ist die «Bretagne bretonnante», die heute noch aus den westlichen Gebieten der Bretagne besteht, d. h. aus dem Département Finistère (Penn ar Bed) und dem westlichen Teil der Départements Côtes-d’Armor (Aodoù-an-Arvor) und Morbihan (Mor-bihan). Der östlich gelegene Teil der Bretagne ist das Pays gallo.
Das Gallo ist eine Minderheitensprache, die in der östlichen Bretagne gesprochen wird. Ihre Sprecher werden Gallots genannt. Gallo ist eine romanische Sprache, die von altem französisch abstammt. Gallo wird heute praktisch nicht mehr gesprochen. Allerdings kenne ich Leute in der Gegend von St. Brieuc, die noch Gallo können. Wenn sie wollen.
Das Gallo ist eine Minderheitensprache, die in der östlichen Bretagne gesprochen wird. Ihre Sprecher heissen «Gallots».
Die Steinreihen von Carnac gehören zu den eindrücklichsten megalithischen Monumenten
Schon bei Asterix und Obelix wird klar, dass man in der Bretagne kaum an Hinkelsteinen und all den anderen Steinmonumenten vorbeikommt.
Menhir du Champ Dolent
An steinzeitlichen Objekten gibt es in der Bretagne sehr viele verschiedene: Die aufrechten grossen Hinkelsteine, die Megalithen, können allein in der Landschaft stehen, dann heissen sie Menhire. Sie können in Alleen – sogenannten «Alignements» – angeordnet sein, oder überdacht sein – dann heissen sie Dolmen oder «Allées couvertes», oder aber sie stehen in Kreisen als sogenannte «Cromlechs». Von Erd- oder Steinhügeln überwölbte Anlagen heissen Tumuli oder Cairns.
In der Bretagne sind über 4600 megalithische Objekte sichtbar.
Der Höhepunkt der jungsteinzeitlichen Kultur lag in der Bretagne zwischen 4500 und 2500 vor Christus, die steinzeitlichen Zeugen sind also 4500-6500 Jahre alt! Noch einmal zurück zu Obelix: Der sympathische Gallier lebte viel später. Er hatte mit dem Errichten der Menhire und Dolmen also sicher nichts zu tun… Er lieferte die Menhire nur aus :-)
Dolmen de Kermario bei Carnac
Die Gezeiten und die Lage der Bretagne sind verantwortlich dafür, dass die Küsten besonders vielfältig und üppig belebt sind. Je stärker die Gezeiten, desto breiter werden flache Strände und desto mehr Lebensraum erhalten die Pflanzen und Tiere der Küste.
An einem Kilometer Strandabschnitt an der Nordküste lassen sich zwischen den 12 Meter hohen Tiden locker 500-600 verschiedene Tierarten finden und mindestens nocheinmal so viele Algenarten.
Die Landpflanzen in unmittelbarer Küstennähe sind da nicht einmal miteingerechnet. Und auch die sind vielfältig!
Die Bretagne liegt ozeanographisch in einer Übergangszone zwischen den gemässigt warmen Wassern des Atlantiks, die vom Golfstrom beeinflusst sind, und den kalt-gemässigten Fluten der Nordsee. Der Ärmelkanal verbindet diese zwei unterschiedlichen Temperaturzonen. An den Küsten der Bretagne fühlen sich sowohl Tiere und Pflanzen des wärmeren Atlantiks wohl, wie auch diejenigen der kalten Nordsee. Die Strände der Bretagne sind wahrhafte Paradiese der Artenvielfalt.
Man muss aber genauer hinschauen, um diese Üppigkeit auch geniessen zu können: Die vielen Tier- und Algenarten sind nicht so einfach zu finden, denn ihre Farben sind von weitem nicht plakativ. Erst aus der Nähe kommt ihre Buntheit zum Tragen. Und: es braucht ein geübtes Auge oder einen guten Führer am Strand.
Die Landschaft der Bretagne wird durch drei Vegetationstypen bestimmt: Die Heckenlandschaft («la bocage»), mit den vielen Hecken, Weiden und Gehölzen, die Heide («la lande») und die Waldgebiete («les forêts»). Und aussen herum natürlich die Strände... aber das hatten wir ja schon.
Bocage nennt sich eine typische Landschaftsform, die durch Weiden und Hecken geformt wird. Bocage gibt es auch in Belgien oder Grossbritannien. Die Hecken wurden durch keltische Bauern vor mehr als 2000 Jahren als Flurgrenzen angelegt. Seit damals wurden aus den Hecken bis zu drei Meter breite, und bis zu dreieinhalb Meter hohe Wälle. Die Wallhecken sind mit verschiedenen Straucharten wie Brombeer- oder Ligustersträuchern bewachsen, sodass sie mehr als vier Meter hoch werden können. Landwirte bepflanzten die Hecken immer mehr mit Baumreihen, die heute das charakteristische Bild des Bocage dominieren.
12% der Bretagne sind von Wald bedeckt. Der Foret de Paimpont und der Foret de Huelgoat sind die beiden grössten zusammenhängenden Waldgebiete der Bretagne. Vor allem der Wald von Huelgoat ist unglaublich schön, er wird auch das «bretonische Fontaineblau» genannt, wegen der vielen bizarren Felsformationen. Ausserdem ist er die Wiege zahlreicher Legenden. Hier schlängelt sich auch die «rivière d'argent» – das Reich der Feen von Huelgoat – hindurch.
Bleiben wir noch kurz bei den Sagen: Der Forêt de Paimpont - auch Forêt de Brocéliande genannt - ist das Mekka aller Artus-Sagen-Fans. Wenigstens derjenigen, die die Sage in der Bretagne angesiedelt sehen möchten. Indizien fidest du zu Hauf: Im Wald gibts jedenfalls das «Grab des Merlin», das «Tor der Geheimnisse«», ein «Tal ohne Wiederkehr» (Val-sans-retour) und einen Weiher mit dem Namen «Le miroir des Fées».
Merlins Grab im Forêt de Paimpont
Küstennahe Heiden sind vom milden, feuchten Meeresklima beeinflusst. Sie verursachen oft etwas Schmerz, denn der Stechginster, wo dem es in der Bretagne eine eigene Variante gibt, ist hier zwischen den Heidesträuchern dominant. Im Frühjahr und Sommer explodieren die Farben auf den Klippen: Heidekraut und Ginster lassen ihre Blüten straheln.
Diesen Heidetyp gibt es nicht nur in der Bretagne, sondern auch in Norwegen, Irland und den britischen Inseln. Er ist oft auch mit Moor- und Sumpflandschaften verbunden und ist - im Gegensatz zur Inlandheide, die durch menschliche Aktivität erzeugt wurde - einen natürlich gewachsenen Landschaftstyp dar.
Küstenheide an den Côtes d'armor
Im Sommer bringt die Blütenpracht der Hortensien Farbe in die Bretagne, aber auch viele Pflanzen aus dem mediterranen Raum gedeihen prächtig in den bretonischen Gärten. Das milde Meeresklima macht's möglich.
Sechs geschützte Landschaftsparks bieten Natur pur, darunter die Bucht des Mont Saint-Michel, das Cap Fréhel, die Rosa-Granit-Felsen von Ploumanac´h, die Pointe du Raz, den Parc naturel régional d´Armorique" im Finistère und seit 2014 auch den Naturpark vom Golf von Morbihan. Dazu kommen sieben Natur-Reservate, wie die Bucht von Saint-Brieuc und die Inselgruppe der Sept-Îles.
In der Bretagne leben 128 geschützte Pflanzenarten, 78 Säugetier-Arten, davon 18 Meeressäuger wie Seehunde, Delfine und Wale sowie 263 Vogel-Arten.
Junge Rochen finden sich oft im Flachwasser der Gezeitenstrände
Die Bretagne gehört zu den Regionen Frankreichs mit der geringsten Luftverschmutzung. Es gibt wenig Industrie und entsprechend wenig Umweltverschmutzung. Allerdings ist in der Bretagne die Intensiv-Landwirtschaft verantwortlich für einen erhöhten Nitratgehalt des Trinkwassers und die manchmal in Sommermonaten aufkommenden Algenblüten an den Küsten.
... es gibt so viele Speisen, Zutaten und Getränke, die typisch für die Bretagne sind! Ein paar erwähne ich hier, in ein paar Wochen ist dann auch der Essen-und-Trinken-Blog fertig.
Butter ist unverzichtbar in der bretonischen Küche, und nur wenige Gerichte und Backwaren enthalten keine Butter. Sie verbessert jedes Aroma und jeden Geschmack... Und deshalb wird auch oft reichlich Butter verwendet.
Das ist der traditionelle bretonische Eintopf mit Gemüse, Fleisch und in Tüchern gegarten Teigklössen (das bretonische «Kig ha farz» heisst «Fleisch und Mehl»). Die Speise muss ganz lange bei schwacher Hitze garen. Früher haben es die Frauen frühmorgens zubereitet, auf dem Herd gelassen und sind dann in den Feldern arbeiten gegangen. Als sie Mittags zurück kamen, war der Eintopf fertig.
Leicht verdaulich, super schmackhaft und reich an Aromen, ausserdem enthalten sie viel Omega-3-Fettsäuren und Mineralien; die Jakobsmuschel darf man in der Bretagne einfach nicht vergessen zu essen!
Eine junge Jakobsmuschel am Strand... gut zu sehen sind die grauen Augen
Sowohl im Norden als auch im Süden ist die Bretagne ein besonders geeignetes Land für die Austernzucht, die für ihre aussergewöhnliche Qualität bekannt ist.
Eine super Delikatesse sind die Austern aus Cancale
Sowohl im Norden als auch im Süden ist die Bretagne ein besonders geeignetes Land für die Austernzucht, die für ihre aussergewöhnliche Qualität bekannt ist. Fein, speziell, hohl oder flach, haben sie einen starken Jodgeschmack. Natürliches Produkt, reich an essentiellen Nährstoffen, Austern ist eine gesunde und vollständige Quelle der Vorteile für den Körper.
Man kann nicht in der Bretagne bleiben, ohne sie zu geniessen. Kaisergranate, auch Loctudy-Damen genannt, werden für ihr zartes Fleisch geschätzt, ein echter Cocktail aus Proteinen, Mineralien und Spurenelementen. Ohne Mässigung zu konsumieren!
Die süssen Crêpes kennen alle. Die hauchdünnen Weizenpfannkuchen bekommt man mit allerlei «Belag». Die einfachsten sind – so meine ich – die besten: Mit Butter und Zucker oder flambiert mit Calvados oder Lambig, mhhh, einfach fantastisch!
Die Galettes sind auf den ersten Blick wie Crêpes, allerdings sind sie salzig und herzhaft. Sie sind aus Buchweizenmehl, braun bis dunkelbraun gebacken, und man isst sie als Hauptgang mit Champignons, bretonischen Würsten oder mit Lachs. Die Auswahl ist immer riesig und so findet jeder seine Lieblings-Galettes-Sorte.
Der bretonische Hummer ist ausgesprochen schön, er leuchtet förmlich in Blautönen. Er lebt auf Felsböden, manchmal ziemlich nah an der Küste und wird mit Reusen gefischt. Manchmal findet man auch Hummer bei Ebbe zwischen den freigelegten Felsblöcken.
Eine Schale mit Meeresfrüchten vor der Küste zu geniessen, ist eine der Freuden des Urlaubs in der Bretagne. Frisch gefischt zu geniessen, laden sich die Schalentiere einfach vom Meer auf den Teller ein. Ein Konzentrat von Iod-Aromen auf der Terrasse am Hafen oder am Strand geniessen.
Was wäre die Bretagne ohne den Apfel, seine ikonische Frucht? In der Region gibt es mehr als 600 Apfelsorten, von denen einige sehr alt sind. Der bretonische Bauernwein, der Cidre, ist das Bretagne-Getränk schlechthin. Richtig gesund soll er sein, reich an Antioxidantien, Vitaminen, Spurenelementen und Mineralstoffen, hat seinen säuerlichen, tanninischen oder fruchtigen Geschmack und eine Farbe von hellblond bis cognac. Genau so beliebt ist der süsse alkoholfreie Apfelsaft, den es überall zu trinken gibt. Keiner ist gleich wie der andere.
Das bretonische Pendant zum Calvados aus der Normandie ist der Lambig, auch «eau-de-vie de cidre de Bretagne» genannt. Er unterscheidet sich nur durch die jeweils geschützten Herkunftsbezeichnungen vom Calvados. Zutaten und Herstellungsverfahren sind identisch. Calvados und Lambig werden aus vergorenem Apfelmost, dem Cidre destilliert. Cidre enthält etwa 5% Alkohol. Zugelassen sind nur 48 verschiedene Apfelsorten. In der Regel sollten 40 % süsse Äpfel, 40 % bittere Äpfel und 20 % saure Äpfel gemischt werden. Die Destillation erfolgt zweistufig: der erste Brand hat einen Alkoholgehalt von etwa 25 Vol.-%. Dieser wird nun gelagert und dann ein zweites Mal gebrannt. Der Alkoholgehalt des wasserklaren Brandes liegt jetzt bei ca. 70 Vol.-%. Anschliessend wird die Spirituose noch zwei bis 25 Jahre in Fässern aus Eiche und/oder Kastanie gelagert, dann auf Trinkstärke verdünnt und in Flaschen abgefüllt. Eine Wohltat nach einem üppigen Essen!
Der bretonische Far ist ein Klassiker. Sein Rezept ist sehr einfach: Mehl, Eier, Milch, vorzugsweise voll, um Cremigkeit, Butter und Zucker zu bringen, das alles im Ofen gekocht (daher der bretonische Name «farz forn», was Far im Ofen bedeutet). Einfach, aber köstlich! In seiner bekanntesten Version enthält es Zwetschgen, die die Seeleute früher getrocknet von ihren Reisen zurückbrachten und die dem traditionellen Rezept einen fruchtigen Touch hinzufügen. Es kann auch mit einem Hauch von Rum duftend sein oder mit Trauben verkostet werden. Er ist ziemlich herzhaft und füllt den Bauch der Feinschmecker zur Zeit des Nachmittags gut.
Verbunden «mit Frankreich» ist die Bretagne mit ihrer eigenwilligen staatlichen vierspurigen Schnellstrasse, der «quatre-voies express», für deren Benutzung man keine Maut zu zahlen braucht. Hat das wohl mit den eigenwilligen Bretonen zu tun? Oder sogar mit einer Adligen?
Dass die Autobahnen in der Bretagne kostenlos sind, verdankt man einer hartnäckigen und mutigen Bretonin, der «Duchesse Anne». Nun gut, es ist lange her: 1491 marschierte König Karl VIII in das unabhängige Herzogtum Bretagne ein und zwang Anne, ihn zu heiraten. Die Bretagne sollte mit Frankreich verbunden werden. Annes Bedingung für die Einwilligung: Bretonen müssen reisen können, ohne dafür Steuern zahlen zu müssen. Die kostenlosen Strassen stammen aus dieser Zeit. Zugegeben, das ist bloss eine nette Legende… und damit lassen wir sie auch als solche ruhen.
Die Wahrheit ist viel prosaischer: Es gibt keine echten Autobahnen in der Bretagne, sondern nur vierspurige Schnellstrassen, die «quatre-voies express». Am 9. Oktober 1968 nahm die Regierung den bretonischen Strassenplan zur Anbindung der bretonischen Halbinsel an. Es wurden Schnellstrassen aber keine Autobahnen geschaffen. Diese sind kostenlos. Im Jahr 2003 wurde die erste richtige Autobahn der Bretagne zwischen Rennes und Caen eröffnet. Sie ist auch kostenlos. Warum denn nun dies? Das Gesetz sieht vor, dass eine Autobahn nur dann als kostenpflichtig gebaut werden darf, wenn es eine parallele Alternativ-Route gibt. Was hier nicht der Fall ist.
6 Kommentare
Die Vorfreude auf die drei Wochen Bretagne diesen Sommer ist noch grösser.
Kannst Du noch etwas mehr zu den Bretonen/Bretoninnen sagen? Stimmt die Asterix&Obelix Eigenwilligkeit?
Die Bilder der marinen Speisen stimulieren unweigerlich meinen Speichelfluss.
Was denkst du?